Kinesiologie ist ein Sammelbegriff für Methoden, die davon ausgehen, dass sich körperliche, emotionale und geistige Belastungen im Muskeltonus widerspiegeln. Kernstück ist fast immer der Muskeltest: Der Therapeut übt sanften Druck auf einen Muskel aus, um Veränderungen in der Spannung festzustellen. Daraus werden Rückschlüsse auf mögliche „Blockaden“ oder Stressoren gezogen.
Hauptströmungen der Kinesiologie:
- Angewandte Kinesiologie (Applied Kinesiology) Ursprünglich in den 1960er-Jahren von dem Chiropraktiker George Goodheart entwickelt. Kombiniert Muskeltests mit Chiropraktik, Ernährungslehre und Akupressur. Ziel: Ursachen erkennen und durch gezielte Impulse korrigieren.
- Touch for Health Ein verbreitetes Ausbildungsprogramm für Therapeuten und Laien. Verbindet Muskeltests mit dem Meridiansystem der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und einfachen Balanceübungen. Schwerpunkt: Selbsthilfe, Stressabbau, Verbesserung des Energieflusses.
- Edu-Kinestetik / Brain Gym Entwickelt von Paul Dennison zur Unterstützung von Lernprozessen. Durch bestimmte Bewegungsübungen soll die Zusammenarbeit der Gehirnhälften gefördert werden – beliebt im schulischen Kontext.
- Psychologische Kinesiologie (PK) Gegründet von Dr. Dietrich Klinghardt. Kombiniert Muskeltests mit inneren Bildern, Glaubenssatzarbeit und emotionaler Verarbeitung, um unbewusste Konflikte ins Bewusstsein zu holen.
- Health Kinesiology / Integrative Kinesiologie Eine umfassende Form, die Gespräch, energetische Arbeit und Muskeltest vereint. Soll Körper, Geist und Emotionen gleichermaßen ansprechen.
Einordnung:
Kinesiologie versteht sich nicht als Ersatz für ärztliche Diagnose oder Therapie. Die Methoden beruhen auf Modellen, die wissenschaftlich nicht belegt sind. Kritiker bemängeln insbesondere, dass der Muskeltest nicht objektiv reproduzierbar ist. Befürworter sehen in der Kinesiologie dennoch ein wertvolles Werkzeug, um Stress abzubauen, neue Perspektiven zu gewinnen und das persönliche Wohlbefinden zu steigern – nicht zuletzt durch Zeit, Aufmerksamkeit und einen geschützten Gesprächsrahmen.